Erste Interviews und Networking – Halbzeit unser Ausreise

Jonas, Ichikael und ich zu Besuch bei der lokalen Wasserbehörde MUWSA.
Nach einem Laborrundgang besprechen wir mit Mr. Revocatus und Mr. Limbe die aktuelle Wassersituation in Moshi. 

Karibuni und hallo zusammen, mein Name ist Rebecca James und in diesem Blogeintrag darf ich von meinen ersten Erlebnissen in Tansania berichten. Ich bin am Montag, den 3.2. nachgereist, um Jonas, Julius und Edgar, die schon vier Wochen hier sind, zu unterstützen. Bevor ich erzähle, was bisher passiert ist, möchte ich mich kurz vorstellen.

 Das bin ich, Rebecca James.

Ich bin 23 Jahre alt, bin letztes Jahr mit meinem Bachelor in Energiewirtschaft fertig geworden und wohne seitdem in Darmstadt, wo ich jetzt den Master Sustainable Urban Development an der TU Darmstadt studiere. Im November letzten Jahres bin ich das erste Mal zu einem Treffen von Ingenieure ohne Grenzen gegangen. Zu dem Zeitpunkt wurde gerade noch eine vierte Person für die Ausreise gesucht und ich habe mich direkt angesprochen gefühlt. Erst hatte ich Bedenken, da ich das Projekt und die Leute nicht wirklich kannte. Auf eine weitere Ausreise ins Ausland habe ich mich gefreut, da ich bereits mit 18 für zwölf Monate im Rahmen des Entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes in Bolivien war und später noch ein Auslandssemester in Kolumbien absolviert habe.  

Die Projektgruppe hat mich sehr gut aufgenommen und schnell habe ich bei den Treffen des Ausreiseteams mitgemacht, um in der kurzen Vorbereitungszeit so viel wie möglich über das Projekt zu erfahren. 

Im Projekt übernehme ich eine Rolle im Verbreitungs-Team. In dem Team überlegen wir, wie das Projekt in Zukunft von vielen Leuten genutzt werden kann. Denn ich bin zuversichtlich, dass die SoWaDi-Anlagen auf der ganzen Welt Menschen helfen können, Zugang zu sicherem Wasser zu bekommen. So versuchen wir Informationen zu sammeln, anhand deren wir verschiedene Verbreitungskonzepte bewerten können. Konkret für die Ausreise bedeutet das, dass wir Interviews und Fragebögen vorbereiten und geeignete Interviewpartner kontaktieren. Für das Verbreitungsteam und mich war das gerade in den letzten Wochen nicht einfach, weil in Tansania schon so viel im Projekt passiert ist und es schwierig ist, gleichzeitig von Deutschland aus mögliche Gesprächspartner zu identifizieren.  

Jonas und ich nehmen Wasserproben an der Kiwoce Open School in Moshi, um auf mikrobiologische Belastung zu testen und zu sehen, ob der Standort für die Anlagen geeignet ist.
Jonas (Links) im Gespräch mit unserem Projektpartner Sam (Mitte) und Mr. Swai (Rechts). Mr. Swai ist Berater im Bereich Innovation und Wasserversorgung und gibt uns Ideen, wie wir unser Projekt in Zukunft möglichst weit verbreiten.
Dokumentation ist wichtig! Hier mache ich ein Foto vom beschrifteten Probenbehälter zusammen mit der Quelle.
So kann die Probe eindeutig zugeordnet werden.

So bin ich jetzt, anstatt Klausuren zu schreiben, in Tansania und mache Erfahrungen, die von Deutschland aus nicht möglich wären. Was man oft vergisst ist, dass man vieles planen und vorbereiten kann und es dann doch oft anders kommt. Hier ist einiges spontaner als in Deutschland und doch findet man zusammen immer eine Lösung, mit der alle zufrieden sind. Ich freue mich riesig auf die nächsten Wochen. Projekte und Praxiserfahrungen wie diese sind mir wichtig, sodass ich mir dafür die Freiräume in meinem Studium schaffe. 

Am Sonntag vor einer Woche bin ich von Frankfurt losgeflogen und bin am Montag, 3. Februar endlich in Moshi angekommen. Dort habe ich mich mit Jonas, der vorher noch in Mwanga am ersten Standort war, getroffen. Nach der ersten Nacht in Moshi hatte ich am Dienstag Zeit, mich zunächst einmal etwas einzurichten, bevor einige Besprechungen mit dem Projektpartner auf der Agenda standen. Später planten Jonas und ich dann noch die ersten Treffen für die Verbreitungs-Interviews. Da wir zu dieser Zeit noch auf der Suche nach einem dritten Standort waren, besuchten wir am nächsten Tag die Kiwoce Open School in Moshi. Am Donnerstag haben wir dann das Labor des lokalen Wasserversorgers MUWSA besichtigt, wo wir unsere Wassertests für alle Anlagen machen lassen. Auch das ist ein wichtiger Teil des Projekts, um beurteilen zu können, ob  Wasser geeignet für die Behandlung ist und wie wirksam die SoWaDi-Anlagen funktionieren. Die bisherigen Untersuchungen haben wie erwartet gute Ergebnisse geliefert. Später haben Jonas und ich dann noch die Meli Secondary School als weiteren möglichen  Standort besucht und konnten einen ersten Eindruck von der Wassersituation an der Schule bekommen. Am Freitag hatten wir die Möglichkeit uns mit Mr. Swai zu einem ausführlichen Gespräch zu treffen. Er ist schon lange als Berater im Bereich Innovation und Wasserversorgung aktiv und konnte alle unsere Fragen zu SoWaDi aus unternehmerischer Perspektive beantworten.

Am selben Tag haben wir an der Meli Secondary School noch eine Detailbesprechung geführt und uns schlussendlich gemeinsam dazu entschieden, das Projekt die nächsten drei Wochen dort umzusetzen. Anschließend sind Jonas und ich ins vier Kilometer entfernte Kidia gefahren, als das dortige Aufbauteam zusammen mit  Julius und Edgar gerade die erste Anlage fertiggestellt hat. Es gab dort im Vorfeld zwar einige Herausforderungen mit Bauteilen wie der Isolation und dem Biegen der Kupferrohre, aber „TZ03“ konnte dank des sehr motivierten, selbständigen und präzise arbeitenden Teams wie geplant in Betrieb genommen werden. Der erste Output war definitiv mein eindrucksvollstes Ereignis in der vergangenen Woche, da ich die Anlage dort das erste Mal „in Action“ sehen konnte! Zusammen mit 150 Kindern der Kidia Primary School habe ich bestaunt, wie das heiße Wasser aus dem Absorberrohr geflossen ist.

Julius und Steve beim Setzen des Schnurgerüsts.
Damit kann die Anlage exakt ausgerichtet werden. 
Das Aufbauteam in Kidia beim Biegen des Kupferrohr.
Die Vorrichtung ist mithilfe der SoWaDi-Anleitung selbstgebaut.
Julius und Edgar legen die obere Glasscheibe auf.
Die Anlage ist jetzt fast aufgebaut.

Alles in allem haben wir es in dieser vollen Woche leider nicht geschafft, alle Interviews für die Verbreitung zu führen, die wir uns vorgenommen hatten. Dafür wollen wir in den nächsten Wochen noch einen Tag einplanen. Wir sind aber froh, endlich einen geeigneten dritten Standort gefunden zu haben, an dem wir zwei weitere Anlagen bauen können. Nachdem verschiedene Anläufe an anderen Standorten aus unterschiedlichen Gründen, wie zum Beispiel chemischer Verunreinigungen des Wassers, erfolglos blieben – Die SoWaDi-Anlagen behandeln nur mikrobiologische Belastungen – herrscht nun Klarheit, wo es nächste Woche weitergeht. Die Meli Secondary School liegt weit außerhalb von Moshi an einer nicht befestigten Straße und bezieht ihr Wasser aus einer Quelle, da sie nicht ans öffentliche Wassernetz angeschlossen ist. Dort können wir unser Projekt wirkungsvoll einsetzen und in Zusammenarbeit mit den Lehrern und Schülern vor Ort die Wassersituation ein Stück verbessern. Geplant ist, wie auch in Mwanga und Kidia, zwei Anlagen aufzubauen. Das wird eine echte Herausforderung, da wir im Vorfeld viel weniger planen konnten als an den beiden anderen Standorten. Wir nehmen uns der Situation aber gerne an und freuen uns, dort direkt am Montag loszulegen und das Team kennenzulernen! 

Während Jonas und ich dort arbeiten, soll nächste Woche in Kidia bei Julius, Edgar und dem Aufbauteam die Anlage „TZ04“ fertiggestellt werden. Kommenden Sonntag gibt es dort ein offenes Event, zu dem die ganze Gemeinschaft eingeladen ist und bei dem es dann hoffentlich zwei fertige SoWaDi-Anlagen zu bestaunen gibt. Hier sollen die Anlagen vorgestellt und ein Workshop zum Thema „clean water“ angeboten werden. Das gibt uns die Gelegenheit, mit den Bewohnern ins Gespräch zu kommen, Fragen zu beantworten und Informationen für die Marktforschung und Verbreitung zu sammeln. Abgesehen davon wollen wir fehlende Verbreitungsinterviews im weiteren Verlauf der Ausreise nachholen. Insgesamt erhoffe ich mir von unserem Aufenthalt in Tansania, dass es sechs funktionierende Anlagen gibt und wir zusammen mit dem Team vor Ort neue Ideen zur weiteren Verbesserung der Anlagen finden. Mit den gesammelten Informationen und geknüpften Kontakten im Gepäck, können wir in der Verbreitungsgruppe in Zukunft hoffentlich besser abschätzen, wer die Zielgruppe ist und wo die Anlage wirkungsvoll eingesetzt werden kann. Auf lange Sicht ist mein Wunsch, dass das Projekt irgendwann so ausgereift ist, dass die SoWaDi-Anlagen weltweit überall dort gebaut werden, wo Menschen keine bessere Möglichkeit zur Wasseraufbereitung haben und somit die Wassersituation nachhaltig verbessert wird. Drückt uns die Daumen. 

Liebe Grüße vom Fuße des Kili, Rebecca

Ausreiseteam vereint! Für zwei Wochen sind wir zu viert in Tansania, bevor Edgar wieder nach Deutschland reist.
So können wir uns in Teams aufteilen und doppelt so viel schaffen.